25S2106 Literarische Morgenstunde - Hunde in der Literatur

Diesmal stehen in unserem Seminar Vierbeiner als Protagonisten im Mittelpunkt. Der Volksmund konstatiert, dass Hunde Herrchen und Katzen dagegen Personal hätten, und weist durch diesen Vergleich mit den Stubentigern auf die Gutmütigkeit und Treue des domestizierten Begleiters des Menschen hin. Dies lässt sich an so berühmten Texten erkennen wie Thomas Manns Erzählung Herr und Hund (1919), in der Thomas Manns eigener Lieblingshund für die literarische Gestaltung der erfundenen Erzählung Porträt stand. Genauso treu wie Thomas Manns Hund ist auch der der Dichterin Elizabeth Barrett Browning, deren berührende Lebensgeschichte Virginia Woolf im Kurzroman Flush (1933) erzählt, wobei sich der Erzähler gekonnt in die Rolle von Elizabeths Spaniel Flush versetzt, um vor diesem Spiegel die Zärtlichkeit und Zerbrechlichkeit der Dichterin Elizabeth Barrett zu schildern.
Doch wir werden auch Abweichungen von diesen Idyllen kennenlernen; denn in der Literatur hat der Hund auch Dämonisches: Man denke nur an Mephisto, der sich Faust als Pudel nähert, um ihn in seinen Bann zu ziehen oder an Conan Doyles Sherlock-Holmes Roman Der Hund von Baskerville (1902), ein Text, den man schon zum Genre des Horrors zählen muss.
Friedrich Dürrenmatts Erzählung Der Hund (1951) und Bodo Kirchhoffs kürzlich erschienener Text Seit er sein Leben mit einem Tier teilt (2024) werden uns die Rolle des Hundes in Moderne und Postmoderne verdeutlichen.